Wären die Honigbienen nicht die Haustiere der Imker, so blieben die dramatischen Verluste an Bienenvölkern still und unbemerkt für die breite Öffentlichkeit in den Statistiken zum globalen Artensterben. 

Dieses hat ein ein erschreckendes Ausmaß  erreicht und verläuft gegenwärtig bis zu 1000 Mal schneller als der natürliche evolutionsbedingte Verlust. In der EU ist jede vierte Tierart vom Aussterben bedroht. Europaweit ist ein starker und anhaltender Rückgang von wilden Bienen, gehaltenen Honigbienen und anderen Bestäubern zu beobachten.

Auf Grund der Eingriffe des Menschen sind viele Ökosysteme so geschädigt, dass vielen Lebewesen ihre Nahrungsgrundlagen und Lebensräume fehlen. Viele Tier- und Pflanzenarten werden durch Spritzmittel systematisch ausgerottet und können ihren wichtigen Platz in der Nahrungskette nicht mehr einnehmen.
 
Insektizide, Pestizide und Fungizide sind die Hauptursache für den massiven Verlust der Artenvielfalt in Europa. Jede Verdoppelung der Produktion auf Getreidefeldern reduziert allein die Pflanzenarten um 50%. 

Was für Folgen hätte das Aussterben der Bienen und anderer Insektenarten,  deren Aufgabe es ist, den Naturkreislauf mit seinem ganzen Artenreichtum durch ihre Bestäubung aufrecht zu erhalten? 

 

VERLUST IHRES LEBENSRAUMES UND IHRER LEBENSGRUNDLAGEN 

Noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts sammelten die Honigbienen einen Großteil ihrer Nahrung auch aus den Wildkräutern,  die in den Getreidefeldern wuchsen. Die industrielle Landwirtschaft hat sämtliche Beikräuter als Unkraut von den Anbauflächen verbannt, selbst deren Samen sind im Ackerboden kaum noch zu finden. 

Artenreiche kleinstrukturierte Landwirtschaft ist pestizidbelasteten Monokulturen gewichen, deren Hochertragssorten kaum noch Pollen und Nektar für die Bienen liefern. Rapsfelder und Löwenzahn bieten im Frühjahr ein kurzzeitiges Überangebot, danach bricht das Nahrungsangebot oft schlagartig weg und die Bienenvölker verhungern regelrecht. Die Imker sehen sich gezwungen, mitten im Sommer zuzufüttern und nach neuen Nahrungsquellen für ihre Bienen zu suchen.

Wiesen werden kurz vor der Blüte bis zu sechs Mal gemäht, die Heumahd wird immer öfter auf proteinreiche Silage umgestellt. Ackerränder, Wiesenstreifen und sonstige Randstreifen sind zumeist blütenfrei und durch konsequente Flurbereinigung sind auch die letzten verwilderten Nischen verschwunden. Die Kulturlandschaft und auch die privaten Gärten sind insgesamt geprägt von kurz gehaltenen Rasenflächen und leicht zu pflegenden Grünanlagen. 

Die Energiegewinnung aus Biogasanlagen wird das Nahrungsangebot für die Bienen noch weiter reduzieren, denn auf Wiesen und Grünland wird verstärkt Mais, der Energierohstoff für die Methanproduktion, angebaut.  

Den Bienen, die seit Millionen von Jahren in Symbiose mit der blühenden Landschaft leben, bleiben grüne Wüsten, die sich ständig ausweiten und deren Bodenleben durch den massiven Einsatz von Spritz- und Düngemittel verarmt oder völlig zerstört wird. 

 

NEONIKOTINOIDE SIND HOCHTOXISCH FÜR BIENEN

Neonikotinoide sind systemische Insektizide, die als Fraß- und Kontaktgifte auf das Nervensystem wirken. Sie verteilen sich gleichmäßig in der ganzen Pflanze und die Bienen nehmen das Gift über Pollen, Nektar und Wasserabsonderungen der Pflanzen auf.  In den so genannten Gutationstropfen reichern sich die Wirkstoffe in zum Teil extrem hohen Konzentrationen an,  so dass Bienen, die sie häufig als Wasserquelle nutzen, innerhalb von wenigen Minuten verenden.   

Auch durch Verwehung von gebeiztem Saatgut können sich Bienen letal vergiften, wie es 2008 in der Region Oberrhein geschehen ist. Zehntausende Bienenvölker starben an der Vergiftung durch das Insektizid Clothianidin der Firma Bayer.

Die wissenschaftliche Forschung zeigt, dass die Neonikotoinoide auch zu subletalen Vergiftungen der Bienen führen, die sich langfristig auf das gesamte Volk auswirken. 

Es zeigen sich Verhaltensstörungen wie völlige Orientierungslosigkeit und Verwirrung, heftiges Zittern, Nahrungsverweigerung, Hyperaktivität, verringerte Sammelleistung, beeinträchtigtes Erinnerung- und Lernvermögen sowie Unfähigkeit, mit den anderen Stockbienen richtig zu kommunizieren. Die Kommunikation steht unter den  sozialen Verhaltensweisen der Bienen an erster Stelle. 

Man beobachtet verzögerte Entwicklungen der Larven und Lebensverkürzung der Arbeitsbienen. Das Insektizid Imidacloprid verkleinert die Futtersaftdrüse der Ammenbienen mit unvorhersehbaren Auswirkungen auf die Ernährung der Königinnen und der Larven. 

Die chronischen Vergiftungen zeigen sich im gesamten Bienenvolk in einer erhöhten Anfälligkeit für Krankheiten und Parasiten und geringerer Stresstoleranz. Langfristige Belastungen der Bienen durch subletale Dosen von Neonikotinoiden wurden von den Herstellern nicht erforscht.  

Die Neonikotinoide wurden auch nicht in ihrer Wirkung auf das Putzverhalten der Bienen untersucht. Dieses hat einen wesentlichen Einfluss auf die Gesundheit des Bienenvolkes. 

Das gegenseitige Putzen wird als der wichtigste natürliche Abwehrmechanismus der Bienen gegen Krankheitserreger und Parasiten wie die Varroamilbe gesehen. Je stärker und gesünder ein Volk ist, umso ausgeprägter ist der Putztrieb. Nur Bienenvölker mit stark entwickeltem Putztrieb haben eine Chance, sich selbst gegen die Varroamilbe zur Wehr zu setzen.

Der Hersteller Bayer weiß jedoch sehr genau um die Auswirkung von Imidacloprid in  niedrigen Dosen auf das Putzverhalten der Termiten. Er wirbt damit für sein Produkt Premise 200 SC Plus Nature, ein Insektizid, welches gegen Termiten eingesetzt wird. 

In der Produktinformation erfährt man, dass eine Bodenbehandlung mit dem Insektizid die Termiten nicht gleich bei direktem Kontakt tötet und auch nicht abstößt. Die Termiten nehmen das Gift im behandelten Boden nicht wahr und sobald sie ihn betreten, setzt die Wirkung ein. Sie nehmen keine Nahrung mehr zu sich, werden orientierungslos und hören auf, sich zu putzen. Termiten sind anfällig für Krankheiten, die durch Mikroben oder Pilze im Boden ausgelöst werden. Ein wichtiger Teil ihrer Abwehrmechanismen ist das Putzverhalten. Dadurch reinigen sie sich von den Pilzsporen, bevor diese zu keimen  beginnen und ihren Tod herbeiführen. Wenn die Termiten  sich nicht mehr putzen, werden sie von den im Boden natürlich vorkommenden Pilzen befallen und getötet. Premise 200CS plus Nature macht die Pilze um das 10.000 fache gefährlicher für die Termiten. 

Wie die Termiten sind auch die Hongbienen staatenbildene Insekten, deren Putzverhalten die Gesundheit und Vitalität des Bienenvolkes gewährleistet. 

Westeuropa ist weltweit der größte Anwender von Agrogiften.

Ein Verbot der bienengefährdenden Pestizide stößt weiterhin auf den erfolgreichen Widerstand der großen Chemiekonzerne, trotz aller sich anhäufenden wissenschaftlichen Beweise. 

Die Zulassung von Pestiziden durch die Europäische Kommission basiert auf den konzerneigenen Tests und Zulassungsprüfungen, die durch keine unabhängige Forschung bestätigt werden.  Es ist zu befürchten, dass die Entwicklung und Durchführung weiterer Testmethoden und Studien, wie sie aktuell von der Europäischen Kommission gefordert werden,  wieder sehr viel Zeit beanspruchen - Zeit, in der Bienen-und Insekten gefährdende und tötende Gifte weiterhin ungebremst und in verheerenden Mengen auf die Erde geschüttet werden: auf Äcker. Wiesen und Weiden, auf Obstbäume und Weinberge, auf Gärten und Balkone, Parkanlagen, Bahntrassen Golfplätze usw - und sie finden sich schließlich auch in der Luft und den Gewässern. 

 

DIE HOCHLEISTUNGSBIENE

Viele Imker sehen inzwischen, dass die Züchtung ihrer Bienen auf Hochleistung zunehmend negative Auswirkungen auf ihre Bienenvölker hat. 

Die intensive Honigwirtschaft der Ertragsimkerei hat sich in den letzten 50 Jahren immer weiter von einer wesensgemäßen Bienenhaltung entfernt.

Sie erfahren mehr dazu unter Wesensgemäße Bienenhaltung

 

DIE VARROAMILBE

Die aus Asien nach Europa eingeschleppte Varroa Milbe (Varroa destructor) wird von offizieller Seite als größte Gefahr für die Bienen und als Hauptgrund für das Bienensterben gesehen.  

Die Varroa-Behandlung der Bienenvölker mit aggressiven chemischen Substanzen und Säuren wird als unverzichtbar hingestellt, eine Ausrottung des Parasiten als unmöglich erachtet. 

Das würde mit andern Worten bedeuten, dass die Honigbienen ohne Medikamente nicht mehr überlebensfähig sind. Der Tatsache, dass es inzwischen zu vielfachen Resistenzbildungen der Milbe gegen die eingesetzten Substanzen gekommen ist, folgt der Ruf nach der Entwicklung neuer Medikamente. Alle medikamentösen Behandlungen schwächen jedoch das Immunsystem der Bienen und nehmen ihnen zugleich die Möglichkeit,  eine natürliche Resistenz gegen Parasiten und Krankheitserreger aufzubauen. Diese Resistenz hingegen bildet die Varroa Milbe und immer stärker wirkende Substanzen werden zu ihrer Abtötung nötig. 

Starke und gesunde Bienenvölker mit gut entwickeltem Putzverhalten entledigen sich aus eigener Kraft der Milben, vorausgesetzt, die natürliche Selektion  darf stattfinden. Es gibt selbst in Europa kleine Populationen von natürlich gehaltenen, völlig unbehandelten Bienenvölkern, bei denen sich ein Gleichgewicht zwischen Wirt und Parasiten eingestellt hat.
Es ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis es zur Einschleppung weiterer Milbenarten kommt. 

Die Lösung für dieses Problem liegt nicht in immer neuen, das Immunsystem schwächenden Medikamenten,  sondern in der naturnahen und wesensgemäßen Haltung der Bienen, die durch natürliche Selektion ihre Anpassungsfähigkeit und Resistenz wieder voll entwickeln können. 

Seit über 30 Millionen Jahren leben die Bienen in harmonischer Koexistenz mit dem Ökosystem unserer Erde. Durch Ihre große Anpassungsfähigkeit an oft  heftige klimatische Veränderungen und an die massiven widernatürlichen menschlichen Eingriffe haben sie den Fortbestand ihrer Art gesichert. 

Gegenwärtig gibt es ein „Zuviel“ an schädigenden Einflüssen, der plötzliche Kollaps ganzer Bienenvölker in den USA (Colony Collaps Disorder) scheint beinahe symbolhaft. 

Da der Mensch durch die vollständige Domestizierung der Bienen an die Stelle ihrer natürlichen Evolutionsfaktoren getreten ist, kann nur er ihren Fortbestand sichern.

Wir alle sind aufgerufen, diese Verantwortung ernst zu nehmen und uns aktiv um das Überleben von apis mellifera, unserer so überaus einzigartigen und wertvollen Honigbiene zu kümmern.  

 In gesunden zukunftsfähigen Ökosystemen gibt es keine Außenseiter, denn alle sind zum gegenseitigen Wohl voneinander abhängig

Wenn wir das Artensterben weiter so hinnehmen, wird es bald nur noch einen Außenseiter geben: den Menschen. 

 

Do

01

Aug

2013

Ohne Bienen stirbt die Heimat

Sieht so die Welt von Morgen aus? Bei meinem Nachbarn schon heute.

Das 2. Frühjahr ohne Bienensummen in den Obstbäumen...

kein Obst zu sehen im Sommer...

 

 

 

Hier im Bild die aufgelassene Obstplantage meines Nachbarn 2013,

der übernächste Nachbar hat noch seine Obstbaumanlage, aber kein Obst.

Ebenfalls dieses Jahr hat der Nachbar unterhalb die Hälfte seiner Obstbäume zu Brennholz verarbeitet...einer weiter rechts hat von seiner ganzen Streuobstwiese für dieses Jahr noch einen Baum gelassen.

Ich darf nicht weiter denken, Obst ist nichts mehr wert.

Die Heimat auch nicht?

 

Es friert mich,

was passiert da...!

 

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